Die Steine vom Sieb

Der Sieb ist eine jahrhunderte Jahre alte Feldbezeichnung östlich der Friedrichstadt bis zur Ecke Tschaikowski- Dr. Behringstraße.

Das Gelände besteht aus Kiesböden, die das Regenwasser nicht festhalten können; es läuft in den Untergrund wie durch ein Sieb. Aus diesem Grunde entstanden hier zahlreiche Sand- und Kiesgruben. Ich erinnere mich noch an folgende Gruben (von West nach Ost gesehen):
1-Weser - zwischen Schul- und Charlottenstraße gelegen
- Entlang der Straße im Felde
2- Otto Knape
3- Präger (unsere Grube)
4- Ganzert
5- Mierisch
6-Dachpappenfabrik Thierig
7-Pappert
An der Tschaikowski Straße
8- Wildgrube
9- Derksen und
10- Heise

Die geologischen Entstehungsformen konnte man an den Abbauprofielen sehr gut erkennen. Mit unterschiedlichen Mächtigkeiten der einzelnen Bodenschichten und starken Verwerfungen sowie Steineinlagerungen war hier alles vorhanden. Ebenso erkannten wir die unterschiedlichsten Wasseradern. Darauf komme ich später noch mal zurück.
Westlich der Grube von Otto Knape verläuft die Lerchenbergstraße. Beim Bau des Abwasserhauptkanales (1977/78) stieß man schon in einer geringen Tiefe auf eine wasserführende Kohleschicht.

Bei den einzelnen Kiesgruben war die Mächtigkeit und Struktur der Schichten sehr unterschiedlich. Die größte und tiefste der Gruben war die der Dachpappenfabrik Thierig. Der Sand hatte eine gleichmäßige Qualität. Die Sandschicht war so stark, dass sie in 2 Etagen abgebaut werden konnte. Es waren auch kaum Steine eingelagert. Unter den Sand- und Kiesschichten befand sich meist eine starke Tonschicht. Vereinzelt fand man auch lehmige Schichten. In unserer Grube hatten wir auch eine Einlagerung von ziegelrotem Kies. Dieser war eine begehrte Rarität zum gestalten der Wege auf dem Friedhof zwischen den Gräbern. Im Bereich unserer Grube waren auch die meisten Steine zu finden. Die auf den folgenden Bildern gezeigten Steine finden wir noch heute auf unserem Gelände.
Das folgende Bild zeigt das Gelände wo auf einer Fläche von ca.90x90 m die Steine gefunden wurden.
























Als wir im Sommer 2003 unser Wohnhaus isolierten und neu verputzten, legten wir auch die Fundamente frei, auf denen mein Großvater 1877 sein Wohnhaus errichtete. Diese Steine stammen sicher auch aus unserem Gelände.






Es folgen die Prachtstücke unserer Steinsammlung









Abschließend noch etwas zu den wasserführenden Schichten. Als Großvater 1877 auf dem Sieb sein Haus baute, grub man auf dem Hof einen Brunnen und hatte bei ca. 3-4 m Wasser, um die Familie und das Vieh ausreichend mit Wasser versorgen zu können. 1938 installierte mein Vater eine Hauswasserversorgung. Man entfernte aus dem Kellerfußboden einen Ziegel, schlug ein Saugrohrfilter in den Boden und setzte eine Pumpe an. Damit lebten wir bis 1948. Da wir aber auch unsere Garten- und Ackerflächen beregnen wollten, beauftragten wir verschiedene Firmen, die nach genügend Wasser bohren sollten. Was wir hierbei erlebten, kann man sich, wenn man es nicht selbst erlebt hätte, schlecht vorstellen.
Für die Hauswasserversorgung gebohrt – wenig Wasser® Das Bohrgestell 2m seitlich versetzt – ausreichend Wasser.
Durch den Bau des Neubaugebietes Lerchenbergstraße wurde unser Wasserspiegel um ca. 2-2,5m abgesenkt und unsere Hauswasserversorgung konnte nicht mehr betrieben werden und wir gingen an das Stadtnetz. Da wir aber unseren Garten weiter beregnen wollten, bohrten wir nach neuen Wasserquellen. Rund um unser Haus fanden wir an drei verschiedenen Bohrstellen bis zu 25m Tiefe kein Wasser.

Vorm Haus stießen wir bei ca. 5m auf eine Lehmschicht. Etwa 10m östlich kamen wir auf Kies und ausreichend Wasser. Hinter unserem Haus auf dem Grund der Kiesgrube haben wir 1948 gebohrt und nur 10m Ton vorgefunden. Nur etwa 30m seitlich haben wir einen schönen Teich.


Für mich bleibt es rätselhaft wie mein Urgroßvater, als er 1858 die Baustelle für seinen Sohn kaufte, die einzige Stelle fand auf der man auf dem Sieb Wasser für einen bäuerlichen Betrieb fand.