Die Landwirtschaft in Friedrichstadt

Bis nach dem 2. Weltkriege waren in Friedrichstadt auch noch eine ganze Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe mit unterschiedlicher Größe ansässig. Ich erinnere mich zum Beispiel an folgende Betriebe in der
Gaststraße
R. Höhne
(Große) Friedrichstraße
H. Scheer, O. Gänsicke, K. Giersch, W. Giersch, E. Lindemann, A. Pappert,
Kleinen Friedrichstraße
F. Meister, H. Lehmann, E. Gänsicke, K. Gänsicke, F. Schildhauer,
Florian-Geier-Straße
M. Grasenack, E. Lehmann, R. Reis, O. Bölter, H. Hentsch
Kreuzstraße
A. Greiner, E. Schildhauer, O. Müller, A. Pritsche, Grasenack,-(Jung) O. Hanack, Grase­nack, R. Lorenz, F. Lerm
Karlstraße
H. Schulze, M. Müller.
Annendorferstraße
F. Müller, A. Anger, K. Knape, G. Mähliß
Charlottenstraße
H. Vogt, Lingner, W. Wildgrube, F. Anger, F. Höhne, W. Höhne, H. Kaul (Stammhaus Prä­ger), W. Anger, M. Knape, H. Knape, R. Giersch, F. Kägler, F. Mierisch, H. Köllner, H. Lehmann
Schulstraße
Schmohl, Möckel, H. Heise, E. Lerm, O. Knape, W. Geißler, O. Ganzert
Platz der Demokratie (Königsplatz)
E. Müller, Kraatz, O. Anger, A. Matthies, A. Grasenack , H. Rabach
Im Felde
F. Präger, H. Lorenz
Dieses waren zwar nicht alle voll erwerbsfähige Landwirtschaftsbetriebe, hatten jedoch soviel Vieh, dass sie von der staatlichen Viehzählung erfasst wurden.
Dazu kamen noch zahlreiche Arbeiterfamilien die größere Gärten hatten und sich Ziegen und andere Kleintiere hielten.
Besonders bekannt war der Friedrichstädter Ziegenverein. Seine Herdbuchziegen wurden sogar exportiert.
Die Lage der Friedrichstädter Bauern wurde kritisch, als die zunehmende Besiedlung immer mehr Ackerflächen abverlangte. Außer dem normalen Bau von Wohnhäusern entstanden z.B. die Stadtrandsiedlung, die Lerchenbergsiedlung, die Pionierkaserne in Teuchel, die Flak­ka­ser­ne, das Arado-Flugzeugwerk und anderes.
Die Bauern versuchten Acker zuzukaufen. Der lag dann oft in größerer Entfernung. Ein typi­sches Beispiel hierfür ist die Ausweitung in Richtung Seegrehna (Bleesern). Hier wurde mitte der 30er Jahre Acker (Lehmboden) verkauft. Eine Anzahl Friedrichstädter Bauern kauften sich dort Grundstücke. Die Felder waren zum Teil in einer solchen Entfernung, dass man mit dem Pferdegespann bis zu zwei Stunden unterwegs war, um dort hinzukommen. Dazu kam noch, dass bei Hochwasser oder Regenperioden der ab Pratau am Elbdamm entlangführende Weg aufgeweicht und schwer passierbar war. Meine Eltern kauften in Karlsfeld Acker.
Um den Verdienst aufzubessern suchten junge Leute vielfach im Winter einen Nebenjob wie z.B. Waldarbeit oder auch Eissägen. Bei anhaltenden kalten Wintern wurden entlang der Elbe von zugefrorenen Wasserlöchern (Kolke) die Eisdecke in Blöcke zersägt. Diese wurden von den Brauereiniederlassungen in die Eiskeller eingelagert, um im Sommer das Bier kühlen zu können.
Da Friedrichstadt von einem Kiesgürtel umgeben war, entstanden im Umfeld zahlreiche Kies- und Sandgruben. Das Kiesfahren war eine Alternative zu dem Verschwinden der Acker­flächen. Diese wurde von verschiedenen Bauern genutzt. Ich erinnere mich noch an eine ganze Anzahl von Gruben (s. Tab. Fehler! Textmarke nicht definiert., S. Fehler! Textmarke nicht definiert.).

Lage
Besitzer

Ecke B2 - Nordendstraße
H. Lehmann

Die Fuchsberge zwischen Lerchen­bergsiedlung und Nordendstraße
Städtische Grube

Zwischen B2 und Kollwitzschule
Geißlers

Hinterm Lerchenbergeck
Wesers

Hinterm Sieb
Heises

Auf dem Sieb
Derksen, Wildgrube, Pappert, Thierig, Mierisch, Ganzert, Präger, Knape

Kies- und Sandgruben in der Umgebung von Friedrichstadt

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